Montag, 16. Mai 2005

Tag zehn

Ich würde gerne etwas haben, was jeden Tag zu einem besonderen macht.
Etwas, das nicht brave im Geschirr der Pflichten verlaufende Routine ist, sondern etwas, das nur heute so und herzklopfend ist.
Bewahrbar und erinnerbar.
Überraschend und heiter.
Ein Löwenzahn neben der Kaffeetasse.
Ein Kuss auf eine besondere Stelle.
Ein Brief, von Hand geschrieben.

Wenn ich mir das vergegenwärtige, so vom Bild her, klingt es wie Geburtstag. Jeden Tag Geburtstag haben.

Wie gut wir doch in der Routine funktionieren.
Passiv hingegeben.
Jede Initiative zu etwas besonderem ergreift den Tag und lebt das Leben. Das andere tröpfelt eben so vor sich hin. Weiterhin, immer, schläfrig, manchmal unaufmerksam.
Und das Leben ist dann doch irgendwann voll.

Wie unbescheiden ich bin.
Mein Herz klopft schließlich pflichtbewusst jeden Tag, immer weiter, ganz unbemerkt. Täte es das nicht, wäre ich tot.

Und trotzdem hätte ich gern, dass es sich ab und zu bemerkbar macht, durch seinen schnelleren Rhythmus.

Sonntag, 15. Mai 2005

Tag zehn

Das Ding hier ist eine schöne Pflicht und es gehört mir allein.
Es ist so kompromißfrei und manchmal sicher auch von Kommaregeln.

Ein eigenartiges kleines Zuhause im Virtuellen.
Überraschend, weil mir doch das Virtuelle momentan so auf die Nerven geht.

Keine schönen Seelen weit und breit, stattdessen geschwätziges Abfeiern der immer gleichen dummen Fragen, Antworten und Klischees.
Wie das ödet!

Richtungen

Leander sagt, das oberste Prinzip seines Handelns sei die Liebe, die gäbe oder nähme. Eine Tatsache, die nicht zu hinterfragen sei.
Meine Liebe aber schert sich nicht um die Prinzipien, um meine schon gar nicht.
Sie liebt einfach.
Und ich folge ihrer Duftspur durch das Labyrinth des Lebens. Über Stock und Stein. Wohl wissend, dass andere Wege besser wären. Klüger oder schonender.
Ich werde wissen, wenn es Zeit ist sie zu verlassen, sie wird nicht mehr gut riechen.

Welche Taktik man auch einschlägt, man darf sich nicht die Hautfetzen aus der Seele schneiden lassen, damit andere ihre Lebenslügen damit flicken können.

Samstag, 14. Mai 2005

Tag neun

Ich führe täglich Öldruckkontrollleuchtengespräche.
Es nützt schließlich nichts, Pflaster darüber zu kleben. Über die Leuchten des Lebensunmutes.

Dabei fällt mir ein, dass mein kleines blaues Auto auch wieder Öl brauchen wird, VOR der Fahrt ins Wendland.
Im Telepolis gab es einen Artikel über den gelungenen Gebrauch eines Roboterarmes durch ein Affengehirn, ohne motorisch die Affenhändchen mittels Joystick dazwischen zu schalten. Man vermutet ungeheure Möglichkeiten einer potentiellen Erweiterung des Selbst über den Körper hinaus.
Mein kleines blaues Auto als Erweiterung meines Selbst gefällt mir gut.

Donnerstag, 12. Mai 2005

Tag sieben

Man schaut weniger in die Menschen hinein, man schaut aus sich selbst heraus.
Durch Schatten, Schleier und Gespenster geht der Blick. Aber auch über Löwenzahnwiesen, mitten in die Sonne, fast zu hell, um die Augen nicht abzuwenden.
Wenn ich es einfach wollen könnte, dann würde ich mich gegen die Gespenster entscheiden.

Ich habe in der letzten Nacht geträumt, ich könne nicht schlafen.
Dass es ein Traum war, erkannte ich nur an den Menschen, die an meinem Bett standen und mich bedauerten, wie ich mich da sinnlos hin und her wälzte. Das Licht wollte zum Lesen nicht reichen, ich musste es wieder und wieder versuchen, mich auf dem Rücken liegend zu entspannen. Gefroren habe ich auch.
Ich wachte unausgeschlafen auf.

Mittwoch, 11. Mai 2005

Tag sechs

Reicht es eigentlich Persönlichkeit zu sein, in einer Welt, in der Bilder gesehen werden wollen?
Reicht es, sich selber zu repräsentieren?
Bin ich aussterbend, indem ich mir mich selber konsequent leiste, ohne mir mich leisten zu können?
Bin ich zu teuer?
Muss ich mich verkaufen, um leben zu können?

Das Kolumnenbuch wird wohl endlich fertig.
Als persönlichkeitsgeschwängerter Beitrag zum Über-Leben.

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