Montag, 30. Mai 2005

Absurd

Sollte ich mal die Nase voll von meinem Schreibtisch haben, von der Blümchenwiese und den rauschenden Bäumen ums Haus, werde ich einen Tag im Absurd zubringen, mit Armins kleinem Rechner auf dem Schoß.

Heute stellte sich heraus, dass dort immer jemand vorbeischaut mit dem ein Schwätzchen lohnt. Der Kaffee ist auch gut.
Und ab und zu fragt jemand: "Willst du noch was?"
Das eröffnet, nähme man es ernst, reichliche Möglichkeiten.

Dabei las ich heute im Zufriedenheitstitelthema beim Stern wie wichtig die taktische Rücknahme der Vielzahl der persönlichen Wünsche für's allgemeine und besondere Glücklichsein ist.
Das kann ich nachvollziehen.

Ich bliebe also hier und warte auf Armins Kaffee. Bester von allen...

Tag vierundzwanzig

Dieses Weblog ist wie in meinen Kopf schauen lassen.
Mit allen Risiken und Nebenwirkungen.
Will mich nicht zensieren!
Zumal der Betrachter, der lediglich nach dem sucht, was ihn persönlich in der Lage wäre zu diskreditieren, einen Narzißmus offenbart, der inniger ist als der meine.

Suhle ich mich also weiter in Subjektivität!

Jetzt fahre ich zur Besprechung mit den Lektoren, damit das Subjektive auch endlich mal fertig wird.
Möge es weiter regnen, damit ich die Sonne nicht vermissen muss, so drinnen sitzend.

Freitag, 27. Mai 2005

Schülerspiele

Wie auf Klassenfahrt habe ich die letzte Woche verbracht und dann auch noch Schülerspiele.
Mir fällt die klassische, sachliche Einteilung Sex/Liebe/SM-Spiele immer schwerer.
Die Verbundenheit, die ich meinen "Schülern" gegenüber empfinde ist eine ganz eigenartig tiefe. Dennoch ist sie momentan und reicht nicht wirklich über den Gefühlsblitz der Situation hinaus. Und ich berühre sie kaum körperlich und schon gar nicht sexuell.
Wir sprechen auch nicht darüber. Niemand erzählt, was mit den inneren Bildern der Situation später geschieht. Werden sie Bestandteil autoerotischer Events? Entlocken ihnen die Erinnerungen ein Lächeln?
Schämen wir uns dann doch hinreichend, ausgerechnet darüber nicht zu reden?

Was mache ich selber damit?
Meine Antwort ist einfach. Ich genieße es zu fliegen. Ganz in mir selbst zu sein und doch weit fort von allem Alltäglichen.
Wirkliches Herzklopfen entlockt mir Ulli mit ihren Tränen.
Aber vielleicht nur deshalb, weil sie sich auch sonst so gut anfühlt, wenn ich sie umarme und weil sie so klug und lebenspraktisch ist und weil sie ein wildes Herz hat.

Die anderen Schülerspiele, das Geknutsche, die selbstverständliche und für mich ungewöhnliche Nacktheit, wenn ich jemandem meinen Körper für eine Massage überlasse, den Spielen der anderen zuzuschauen, scheint mir so selbstverständlich und notwendig wie atmen zu sein.
Jeder folgt dem eigenen Rythmus.

Ich weiss nicht, ob sich mein Herz für die Intimität öffnet oder ob die Intimität mein Herz öffnet.
Ebenso deutlich kann ich spüren, wenn ich jemandem keine Intimität geben kann oder will. Ich kann ja auch nicht beliebig lange die Luft anhalten.

Und um auf die sachliche Frage zurückzukommen:
Sind die Mitspieler Sexualpartner? Wenn nicht im klassischen Sinne, dann in einem anderen?
Sind sie es auch dann, wenn ich auf der aktiven Seite Macht an einen Mitspieler abgebe?
Hatte ich also Sex mit Harald?

Kleiderleute

Wie widerstehlich letztendlich Uniformen sind.
Da steht einer, mit Bitternis in den Mundwinkeln, Arroganz im Blick und schwallt Phrasen, die über bloße spätpubertäre Überheblichkeit kaum hinwegtäuschen und trägt Tarnanzug.
Zieht sich die Autorität an, die er mangels Masse ohne sie nicht imstande wäre zu repräsentieren.

Als Fetisch kann ich das akzeptieren, als Bestandteil von Dominanz sicher nicht. Mich ätzt es nur an.

Mit der Bitte um Verzeihung für meine "Intoleranz" die sicher lediglich Bestandteil des Luxus ist, mir eine eigene konsequent subjektive Meinung zu gönnen.
Jaja, sicher, ich werde die Rechte der Uniformträger Uniformen zu tragen auch weiterhin mit meinem Leben bis aufs Blut seufzend verteidigen.

Tag einundzwanzig

Der Sommer bricht auf.
In mir scheint Sonne.

Weit draussen war ich eine Woche lang. Zwischen Kuckuck und Esel saß ich auf der Wiese, über die wir dann Jule schleiften, deren entrückte Erschöpfung sich mir ins Gedächtnis gebrannt hat.
Ihr Körper ist jetzt ein Gemälde, von vielen Händen geschaffen.

Niemals darfst du, Armin, von mir erwarten, dass ich mich klein, schwach oder langsam mache, damit du dich groß, stark und schnell fühlen kannst.
Mich beeindruckt dennoch, wie leicht es ist, ein kleines Stück deines Herzens zu gewinnen, wenn man sich anspruchslos freuen kann.
Ist Bescheidenheit in diesen Dingen eine Qualität oder bloßes ausgehungert sein? Der Reflex einer Ausgehungerten?

Donnerstag, 19. Mai 2005

Tag dreizehn

Lange saßen wir gestern noch mit Simonezitrone.
Die böse Kirche war Thema und ist wohl sehr ihrs.
Damit kann ich mich anfreunden.

Ab morgen eine Woche Netzpause. Das wird gut tun!

Mittwoch, 18. Mai 2005

Dämon!

Da war dieser Priester. Ein katholisches Sterbehaus hat einen katholischen Priester vom Dienst, der durch die Gänge streicht, auf der Suche nach Seelenbeute.
Er ist klein, kleiner noch als Majs Mutter und verkleinert sich selbst in schamloser Erniedrigung um eine weitere Kopflänge indem er sich beugt. Den Kopf dabei schräg haltend und nach oben gewandt schaut er sie an, formt den Mund zu einem Gestus, der Mitleid ausdrücken soll. Er macht ihn spitz-rund und sie ekelt sich vor diesem Ausdruck des Saugens. Er saugt an ihrem Leid und sie verbirgt es so gut sie kann.
„Ihnen ist ein schweres Leid widerfahren!“ beginnt er in einem priesterlichen Singsang. Einem Säugling ähnlich, der durch sein Schreien den Milchfluß animiert, benutzt dieser die Sprache, den Tonfall, um das was ihn am Leben erhält zum Fließen zu bringen, um es aufzuschlürfen, das ganz frische und noch unbezwungene Leid, ganz unreflektiert, wie köstlich für so einen wie ihn.
„Darf ich ihnen..“ seine Kopfhaltung wird noch schräger und sein Gesichtsausdruck verschwimmt ins Bekümmerte, „... mein tiefempfundenes Beileid aussprechen.“ Er grabscht nach ihrer Hand. „Schämen sie sich ihrer Tränen nicht.“
Sie weint nicht. Sie starrt in dieses bekümmerte Gesicht, dessen Kümmernis, das spürt sie genau, jetzt lediglich davon bestimmt wird, dass sie sich ihm verweigert. Dass sie ihm ihr Leid verweigert. Als nächstes wird er etwas von Gott sagen. Er wird sich als Schnittstelle zu Gottes unerfindlichem Ratschluß anpreisen und Erklärungen liefern wollen, die sie unweigerlich in zorniges Wüten gegen das und alles stürzen werden. Die sie w o l l e n lassen werden. Einen Willen wieder spüren, der sinnvollerweise abgestellt ist, jetzt gerade. Sie zieht ihre Hand zurück. Dreht sich um, geht ziellos in eine andere Richtung. Nur fort von dieser Mißgeburt, von dieser Pervertierung aller mitmenschlichen Gesten. Weiche von mir, Dämon!

Tag zwölf

Der Garten wird langsam...
Armin legt das Gemüsebeet an und bewegt schon seit Tagen die Erde kubikmeterweise.
Macky mäht und mäht. Wenn er hinten fertig ist, fängt er vorne wieder an.

Leander trägt Kekse heraus, als ich die Setzlinge in die Erde pflanze und ich kann nicht anders, als mich an den alten Kinderwitz zu erinnern.
Sollen wir auch davon einen einpflanzen und mal sehen, ob er angeht?

Dienstag, 17. Mai 2005

Tag elf

Schreibwut oder mehr Drang.
Die ganzen letzten Tage schon. Fühlt sich gut an.
Endlich raus damit.
Was raus ist aus dem Hirn, kreist nicht mehr.
Es macht ein, zwei Umdrehungen und dann atme ich es aus. Schön langsam und geregelt, ohne zu verhalten.

Dafür läßt das Liebesleben zu wünschen übrig, aber daran sollte ich mich vielleicht ohnehin gewöhnen. Schreiben ist weniger anstrengend, als all das was das Liebesleben von mir will, damit es hinreichend erscheint.

Ich hoffe, dass ich mich in der nächsten Woche nicht ständig und inständig nach dem Schreiben sehne. Vielleicht doch Armins kleinen Rechner mitnehmen? Das Diktiergerät klar machen? Das Notizbuch in keinem Fall vergessen!

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